REPORT Young Professionals Truck Award 2015 „In meinen Augen hat der DAF gewonnen. Der XF ist einfach für den Fahrer gemacht. Man kann einfach viel sehen und die Spiegel sind groß genug. Die Sitze sind gut, die Knöpfe liegen alle in Reichweite. Mir scheint, es wurde im Vorfeld viel darüber nachgedacht, was der Fernfahrer braucht. Er benötigt Platz!“ Fabian Schulze, BKF-Azubi Der DAF XF kann viele der angehenden Berufskraftfahrer überzeugen. Alleskönner gesucht – der Lkw im Fernverkehr ist Arbeitsplatz, Pausenraum und Schlafzimmer zugleich. Kein Wunder also, dass Fahrer hohe Ansprüche an ihr Arbeitsgerät stellen. Die Fahrzeugindustrie hat das längst erkannt und arbeitet intensiv daran, den Wohlfühlfaktor für den Fahrer auf seinen täglichen Touren zu erhöhen. Maximale Sicherheit, hoher Komfort und intuitive Bedienbarkeit stehen in den Lastenheften der Hersteller daher weit oben. Auch für Spediteure sind diese Fakto-ren nicht zu unterschätzen. Denn sichere und leicht bedienbare Fahrzeuge senken die Kosten für Kraftstoff, Wartung und Instandsetzung. Zudem hat ein komfortables Fahrerhaus entscheidenden Einfluss auf die Fitness des Fahrers. So rechnet sich die Investition in manche Sonderausstattung binnen kürzester Zeit. Außerdem entscheiden Fahrzeug und Ausstattung oftmals darüber, ob eine Spedition die Top-Fahrer am Markt bekommt. Das gilt besonders für die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs. Aber wie stellen sich angehende Berufskraftfahrer den idealen Lkw für den Fernverkehr vor? FERNFAHRER hat nachgefragt und junge Fahrer am Ende ihrer Ausbildung zum größten Fahrer-Vergleichstest Europas am Nürburgring eingeladen, dem Young Professionals Truck Award. 50 Fahrer im dritten Lehrjahr von Berufsschulen in Wetzlar und Köln sind dem Ruf in die Eifel gefolgt und haben Lkw von fünf Herstellern auf Herz und Nieren getestet. Wie schon bei der Erstauflage des Tests 2013 auf der Schwäbischen Alb bewerteten die Nachwuchsfahrer die Lkw mithilfe von Übersichtlich: Das Cockpit des XF kommt bei den Testfahrern gut an. Schulnoten anhand von 27 Einzelfragen zu Themen wie Ästhetik, Haptik, Akustik und Fahrbarkeit. Am Ende kürten die 50 Teilnehmer einen Gesamtsieger sowie jeweils einen Gewinner in den Unterkategorien Design und Driving Experience (Fahrerlebnis). Die gute Nachricht für alle fünf teilnehmenden Hersteller vorneweg: Alle Lkw rangieren in der Gesamtwertung im Notenbereich „sehr gut“ bis „gut“. Zudem steht bei keiner Einzelwertung „Der einzige, der dem Volvo hier Konkurrenz machen kann, ist meiner Meinung nach der MAN. Ich fahre im Betrieb selbst MAN und bin deshalb ein bisschen geprägt. “ Leo Gembolis, BKF-Azubi 4 FERNFAHRER 8 I 2015 eine Drei vor dem Komma. Das zeigt, dass die Lkw-Hersteller aus Fahrersicht allesamt in die richtige Richtung unterwegs sind. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den Fahrzeugen, die am Ende eine ganze Note Unterschied zwischen dem Erst- und Letztplatzierten ausmachen. Schon beim Blick auf das äußere Erscheinungsbild der Fahrzeuge scheiden sich die Geister. Während das Antlitz des Volvo FH durchweg sehr gut abschneidet, hat es die Konzernschwester Renault Trucks mit dem T schwer. Das viel diskutierte Aussehen des Franzosen kommt bei der jungen Generation nicht an und erhält dafür auch die schlechtesten Einzelnoten des gesamten Tests. Nur wenig besser als der T kommt der MAN TGX in Sachen Optik weg. „Der MAN ist ein veraltetes Fahrzeug“, sagt Fabian Doroszynski, bevor er den Münchner bewertet. Optisch sagen dem Nachwuchsfahrer wie auch seinen Kollegen die in den letzten Jahren neu aufgelegten Fahrzeuge wesentlich mehr zu. Allen voran der Volvo FH. Aber auch DAF XF und MercedesBenz Actros kommen bei dem Schüler gut weg. In der Design-Gesamtwertung finden sich die beiden Lkw im Nahbereich des Volvo FH, können dem Schweden aber das oberste Treppchen in der Wertungskategorie nicht streitig machen. Der FH überzeugt in allen Design-Einzelwertungen. Auch beim Testfahrer Kevin Veit kann der Volvo punkten: „Er wirkt einfach jung, frech und wild.“ Das gefällt auch den anderen jungen Berufskraftfahrern, denn am Ende kam der Schwede auf eine Durchschnittsnote von 1,40 – und liegt damit rund drei Zehntel vor dem DAF und rund vier Zehntel vor dem Mercedes. Zur Wertungskategorie Design gehören neben der äußerlichen Anmutung auch die Architektur des Innenraums sowie die Gestaltung funktioneller Bauteile wie Beleuchtung oder Außenspiegel. Bei Letzterem setzt sich der Volvo deutlich von der Konkurrenz ab. Mit einer 1,41 im Schnitt bringt es der FH als Einziger auf eine Note besser als Zwei, unter anderem wegen der filigran gestalteten Aufhängungen, die – anders als die sonst eher wuchtigen Gehäuse – auch einen Blick zwischen den Spiegelsegmenten hindurch erlauben. Der MAN TGX ist in vielen Speditionen immer noch eine feste Fuhrparkgröße. Vorbereitung ist alles Es gehört schon was dazu, 40 Tonnen sicher durch den Straßenverkehr bewegen zu können. Eine solide Ausbildung ist deshalb das A und O. Die Schüler der beiden Berufsschulklassen standen während des Young European Truck Awards 2015 kurz vor ihrer Abschlussprüfung als Berufskraftfahrer. Deshalb bot D ekra den Prüflingen die einmalige Gelegenheit der Prüfungsvorbereitung – durchgeführt von zwei Experten der Dekra Akademie. Ein wesentlicher Prüfungsbestandteil ist das Thema Ladungssicherung. Um den angehenden Transportprofis dieses so wichtige Thema nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis näherzubringen, reiste die DekraNiederlassung Brühl mit einem eigens dafür ausgestatteten Trainings-Lkw zum Nürburgring. Der Sachverständige und Trainer Michael Käther nahm seine jungen Schützlinge unter seine Fittiche und zeigte den Mädels und Jungs unterhaltsam, aber mit dem nötigen Ernst, wie man Gitterboxen, Paletten oder Stückgut fachmännisch sichert, und erklärte dabei, welche Kräfte beim Gütertransport auf der Ladefläche wirken. Doch Ladungssicherung ist nur eines von fünf Modulen, die prüfungsrelevant sind für den Erwerb der Führerschein-Ziffer 95. Um den Schülern auch bei Themen wie Sozial- und Verkehrsvorschiften, Ernährung und Fahrerimage einen Mehrwert zu bieten, gab Dekra-Fachmann Reinhard Buchsdrücker einen umfassenden Überblick. Jugendgerecht und multimedial aufbereitet, führte Buchsi – wie ihn alle nennen – unterhaltsam, alltagsnah und packend durch prüfungsrelevante Themen. FERNFAHRER 8 I 2015 5
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