Das war schon mal anders. Im Sommer 2019 haben wir diesen Test schon einmal durchgezo- gen. Und bereits damals war das Ergebnis knapp: Beim Au- tobahnverbrauch lagen 420er und 460er mit 18,3 (460) zu 17,3 Kilogramm (420) schon recht nah beieinander. Mit einem leichten Vorteil von 0,5 km/h (83,0 zu 83,5) für den 460er. Die Einstellung mit 420 PS war also etwas sparsamer und nur wenig langsamer in den erreichbaren Schnitten. Jetzt sieht die Sache etwas anders aus: Volvo hat zwi- schenzeitlich eine Menge Entwicklungsarbeit in seine LNG-Trucks gesteckt. In der Hauptsache wurden weiter die Steuer-Algorithmenfür den GPS-Tempomaten I-See stark verfeinert, aber auch der Motor erfuhr tiefgreifende Verände- rungen, was Effizienz und den Wirkungsgrad angeht. Offenbar konnten die Göteborger Moto- ren-Entwickler noch einmal den Mitteldruck steigern und heißer, sprich effektiver ver- brennen. Der deutliche Mehr- verbrauch im Vergleich zu 2019 gibt einen Hinweis darauf: Wo heißer verbrannt wird, steigt zwar der Wirkungsgrad, es neh- men aber auch die Stickoxide zu – daraus resultiert der gestie- gene AdBlue-Verbrauch. „Achtsam rasen“ Wir haben es also mit einer deutlich gesteigerten Effizienz zu tun, obwohl sich die Dreh- moment-Kurven nur in Nuan- cen verändert haben. Das ma- ximale Drehmoment von 2.100 Nm für den 420er und 2.300 Nm für den 460er blieb auch über die Drehzahl praktisch unver- ändert. Was man alles mit Steu- erungssoftware verbessern kann, verdeutlicht die jüngs- te Einführung von „Extended I-Roll“, was nichts anderes als ein wechselweises Beschleuni- gen und Ausrollen in der Ebene ist, auch bekannt unter dem Mit Laptop und richtiger Software eine Sache von wenigen Minuten: Danach hat der Motor 460 statt 420 PS Leistung und 2.300 statt 2.100 Nm Drehmoment. von Scania geprägten Begriff „Pulse & Glide“. Also das leichte Beschleunigen über die Setz- geschwindigkeit, um dann im freien Segeln (I-Roll bei Volvo) wiederum einen bestimmten Geschwindigkeits-Betrag un- ter die Setzgeschwindigkeit abzufallen. Dieses „Sägezahn- Fahren“ praktiziert Volvo im Vergleich zu den Konkurren- ten sehr maßvoll: Nicht mehr als plus/minus 2 km/h beträgt die Hysterese dieses Sägezahn- Speedmusters. Das ist in der Praxis erst einmal gar nicht auffällig. Und funktioniert auch nur, wenn die Fuhre mehr oder weniger in der Ebene vor sich hin grummelt. Aber wir wissen: Das Sägezahn-Fahren spart eine Menge Sprit, wie überhaupt jedes freie Segeln, findet es nur lange genug statt. Gut zu beobachten auf unse- rem Teilstück „Nordrunde“, das die A9 zwischen Altmühl- tal und Allersberg durchmisst. Die hügelige Topographie be- Die luftgefederte Vorderachse erlaubt die Absenkung des Chassis um 3,5 cm bei Geschwindigkeiten ab 60 km/h. Diese Tieferlegung wirkt sich sehr positiv auf die Aerodynamik aus. Wo die LNG-Motoren mit Otto-Prinzip nur einen Abblase-Kamin haben, braucht der Volvo gleich drei Röhrchen hinter dem Fahrerhaus, die Überdruck abbauen. günstigt das freie Rollen. Er- wartungsgemäß rollte der um- schaltbare 420-/460er hier mit 32 und 37 Prozent der Strecke (Einstellung 460). Solche Roll- zeiten von über einem Drittel der 61 Kilometer langen Mess- strecke erreichten bislang nur der DAF 480 XF und der 500er- Turbo-Compound von Volvo. Die hohen Rollanteile sind übrigens auch ein wichtiger Grund, warum sich 420er und 460er so stark angenähert ha- ben: Da Volvo den Dip mit bis zu + 3 km/h über die obere Grenz- geschwindigkeit praktisch permanent nutzt, verwischen auf hügeligen Streckenwie der unsrigen auch die Unterschie- de in den Geschwindigkeiten: Beide verbuchen hier lange Roll-Episoden mit langen Dip- Schwungspitzen. Freilich nie länger als 30 Sekunden – sonst gibt’s einen Eintrag auf die Kar- te. Dieses Erkennen geschieht automatisch. Nicht umsonst benennt Volvo in seinen engli- schen Hausdokumentationen den Dip auch mit dem deut- schen Wort „Schwung“. Meint aber damit nur die kurzzeiti- ge Überschreitung der ohne- hin schon üppig eingestellten „Normal-Schwungspitze“ von 90 km/h, mithin den ausgiebig genutzten Bereich zwischen 90 und 93 km/h. Der unterliegt sorgfältiger Beobachtung: Falls das eigene Fahrzeug einem Vordermann mehr als 1,5 Sekunden Abstand auf die Pelle rückt, findet der
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