Nr. 6 | 19. März 2021 Fotos: R. Domina FAHRZEUG UND TECHNIK 11 Test Neue Volvo FM Ein Kessel Leichtes Baureihen Portrait FM-Spezial: Volvo hat uns auf dem Hof seines Augsburger Truck-Centers ein Potpourri der unterschiedlichsten Einsatztypen zusammengestellt. Vom Kipper FMX über leichte FM-Baustellen-Fahrzeuge bis hin zum leichten Tanker und Lebensmittel-Verteiler. Kein Zweifel: Der FM-Baukasten ist enorm weit gefächert. Wie war das nochmal mit der Volvo-Nomenklatur? FH steht ja wohl für schwer, schwerst („Heavy“?) und internationalen Fernverkehr. Der FM („Medium“?) dagegen müsste eigentlich FA heißen, mit „A“ für Alleskönner. Aber so ticken die international agierenden Namensgeber nicht. Das M könnte auch für „Multi“ stehen, also für einen Viel-Kön- ner. Fest steht: Der FM kann tat- sächlich (fast) alles. Mit der Neu- auflage des FM voriges Jahr ver- abschiedete sich Volvo von der alten Kabine mit der typischen, stark geneigten Frontscheibe. Jetzt sieht der M aus wie ein FH, nimmt man mal die klassischen Kennzeichen als formbildend. Als da wären: Die schräge Sicke in der Seitenlinie, die pfeilförmi- gen Scheinwerfer, das typische „Gesicht“ mit der breiten Binde unter der Windschutzscheibe, das das berühmte „Iron-Mark“- Logo beherbergt (jetzt übrigens auch mit Hinterleuchtung). Zu sagen, das sei ja nur die alte FH-Kabine, kennzeichnet den Umbau nur ungenügend: Das neue Armaturenbrett lehnt sich zwar an das im FH an, jedoch mit kleinen Unterschieden vor allem links der Lenksäule und in der mittleren Ablage. Jene ist im FM eine richtige Ablagemulde für Handy und Geldbeutel, im FH muss nach wie vor die berühmte, rutschfeste Gummischale als Ablage dienen. Wohl hauptsäch- lich, um die fein geschwungenen Design-Linien nicht übermäßig zu stören. Beim neuen FM ist das so weit gut gelungen. Wechselt Fahrer:in vom FH in den FM wird er/sie keinerlei Unterschiede in der Bedienung feststellen. Allerdings: Wo im FH die nahezu ebene Bodengruppe einen unge- hinderten Durchstieg von links nach rechts ermöglicht, erhebt sich beim FM die Motorkiste mit 43 cm Höhe prominent in den Innen- raum. Geht ja auch nicht anders: Schließlich ist ein Kennzeichen der FM-Kabine, dass sie tief auf den Rahmen aufgesetzt ist. Radfahrer im Blick Entsprechend bequem fallen die Einstiegshöhen aus: Der FM kommt immer mit einer Stufe weniger aus als der FH. In einem Arbeitsalltag mit vielen Ein- und Ausstiegen ist das ein starkes Argument für den FM. Und: Man schwebt wesentlich weniger hoch überm umgebenden Verkehr, was die Wahrnehmung dessen, was sich um den Lkw herum tut eben- falls spürbar verbessert. In diesem Zusammenhang fällt auch die Abbiegekamera sehr positiv aus. Sie ist Serienausstattung und sitzt unauffällig im unteren Gehäuse des Spiegelhalters rechts und überstreicht einen weiten Bereich mitsamt des Toten Winkels. Bei gesetztem Blinker schaltet sie sich automatisch zu und zeigt im Sekundär-Bildschirm, was sich auf der rechten Seite tut. Der kurze Blick auf den Bildschirm lohnt sich also beim Rechtsab- biegen: Fahrradfahrer und Fuß- gänger sind hier an jeder Stelle eindeutig zu erkennen. Was jetzt noch fehlt, wäre ein kombinierter optischer und akustischer Alarm, wenn sich tatsächlich ein Objekt im Gefahrenbereich befindet. Das kann aber nur der radarsensier- te Abbiege-Assistent, den Volvo optional anbietet. Auch die tief ausgeschnittenen Seitenfens- ter zeigen viel vom Geschehen auf der Straße. Nachteil für Frischluft-Fans: Die Seitenfens- ter lassen sich dadurch etwa nur zu zwei Dritteln in der Tür versenken. Auch so ein FM-Kennzeichen ist die hoch gesetzte Ruheliege der langen Kabine: Dadurch, dass die Motorkiste so hoch in den Raum ragt, plus den Einbauraum der 30-Liter-Kühl-Lade – da liegt der müde Trucker dann etwa in Höhe Mitte der Rückenlehne. Sind jetzt noch die praktischen und hochwertig gebauten Rollo- Schränke an der Rückwand mon- tiert, bleiben für den Ruhenden nur noch 60 cm zwischen Mat- ratze und Schrank-Unterkante. Viel Platz ist das nicht und gilt für die Normalkabine. Abhilfe schafft hier dann das 37 cm höhere Globetrotter-Haus, das an gleicher Stelle dann entspre- chend mehr Lebensraum im Schlafabteil bietet. > Der neue Getriebe-Wählhebel ist ein wahrer Handschmeichler und sitzfest montiert. Alternative zum Schalthebel: Wähltasten in der Mittelkonsole (rot umrandet). Der Wählhebel ist definitiv angenehmer. Das schmucke FM-Armaturenbrett ist an das des FH angelehnt. Typisch FM: Die hohe Motorkiste, die aus der tief aufgesetzten Kabine resultiert. Wichtig: Achslastverteilung als Traktionshilfe. Hier beim 8x2 Mischer. Auf Knopfdruck wird die Antriebsachse zeitlich begrenzt höher belastet.
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