2 SONDERDRUCK AUS trans aktuell 19/23. September 2016 TRANS AKTUELL-FEHRENKÖTTER-TEST TRANS AKTUELL-FEHRENKÖTTER-TEST 3 SONDERDRUCK AUS trans aktuell 19/23. September 2016 weise schwer nachvollziehbaren – Neufahrzeugpreise Wertverluste von 46,75 Prozent beim Actros bis hin zu 55,67 Prozent beim Scania R450 bedeutet und sich in der Kalkulation stark auf fixe und variable Kosten auswirkt. Wäre ein Mercedes-Benz Actros beispielsweise in den Anschaffungskosten auf Augenhöhe mit dem Volvo FH gelegen, hätte er den Test als Erstplatzierter abgeschlossen. Und der Iveco wäre mit einem etwas besse- ren Restwert nicht noch um zwei Plätze im TCO-Ranking zurückgefallen (siehe Kasten Seite 9). Welchen Einfluss der zweite große Kostenblock im Lebenszyklus eines Fahrzeugs hat, ist deutlich am Scania zu sehen. Der Schwede hat der Spedition Fehrenkötter reichlich Werkstatt- und Ausfallkosten beschert. Insgesamt vier Tage und fünf Stunden musste die Spedition auf den Lkw während des Regelbetriebs in den vergange- nen 2,5 Jahren verzichten. Zudem sind 5.511,76 Euro Werkstatt- und Servicekosten aufgelaufen. Der Volksmund nennt ein solches Fahrzeug Montagsauto. Es gibt wohl keinen am Test Beteiligten, der beim Scania mit einer Häufung solcher Vorfälle gerechnet hätte. Rein mit Fokus auf die Marke, hätte wohl jeder im Vorfeld den Scania unter den Top 3 gesehen. Die Realität hat allerdings ein anderes Bild gezeichnet. Das scheint in vielerlei Hinsicht dem 450-PS-Motor mit Abgasrückführung geschuldet zu sein. Der hat anfänglich eine nicht nachvollziehbaren Ölverlust zu verzeichnen gehabt, der erst nach rund zwölf Monaten von Scania eingedämmt werden konnte. Damit einher ging ein Verbrauchsniveau, das weit über dem der sonst ähnlich durstigen Marktbegleiter lag. Um diese Probleme scheint die Branche auch zu wissen, weshalb der Wert auf dem Gebrauchtmarkt für einen Scania dieses Typs doch auch recht überschaubar ausfällt. Hätte es die Möglichkeit gegeben, wäre Scania sicher ein Tausch des EGR-Motors gegen die SCR-onlyAlternative lieb gewesen. Letztere gehört zu den effizientesten Motoren in dieser Leistungsklasse. Es gehörte aber von Anfang an zu den Testbedingungen, dass solche Änderungen nicht möglich sind, KALKULATION DER BETRIEBSKOSTEN: DIE SIEBEN TESTFAHRZEUGE IM ÜBERBLICK Mercedes-Benz Actros 2545 MAN TGX 24.440 Iveco Stralis Hi-Way Volvo Trucks FH460 Scania R 450 Renault Trucks T440 DAF XF460 Kennzeichen TE-ST 776 TE-ST 778 TE-ST 779 TE-ST 780 TE-ST 781 TE-ST 782 TE-ST 783 Motorleistung 330 kW/449 PS 324 kW/440 PS 338 kW/460 PS 345 kW/469 PS 331 kW/450 PS 323 kW/440 PS 340KW/460 PS Hubraum 12,8 l 12,4 l 11,1 l 12,8 l 12,7 l 12,8 l 12,9 l Leergewicht Zugfahrzeug + Anhänger 18.760 kg 19.040 kg 18.460 kg 18.960 kg 18.680 kg 18.800 kg 18.860 kg Kilometerstand zum Berechnungszeit- 320.000 km 320.000 km 320.000 km 320.000 km 320.000 km 320.000 km 320.000 km punkt1 Kaufpreis Fahrzeug inkl. Aufbau2 135.924,13 € 129.885,00 € 119.685,00 € 128.885,00 € 141.285,00 € 126.385,00 € 128.385,00 € Verkaufspreis auf dem Gebrauchtmarkt3 71.433,60 € 64.133,60 € 57.733,60 € 66.833,60 € 64.533,60 € 62.933,60 € 65.733,60 € Kraftstoffverbrauch4 30,24 l/100 km 31,60 l/100 km 31,57 l/100 km 28,93 l/100 km 31,92 l/100 km 32,57 l/100 km 30,47 l/100 km Durchschnittlicher Dieselpreis5 0,959 €/l 0,959 €/l 0,959 €/l 0,959 €/l 0,959 €/l 0,959 €/l 0,959 €/l Adblue-Verbrauch4 0,89 l/100 km 0,95 l/100 km 2,30 l/100 km 2,16 l/100 km 1,19 l/100 km 2,06 l/100 km 1,36 l/100 km Durchschnittlicher Adbluepreis (lt. 0,25 €/l 0,25 €/l 0,25 €/l 0,25 €/l 0,25 €/l 0,25 €/l 0,25 €/l Fehrenkötter) Kalkulationsrahmen Fahrleistung gesamt p. a. 128.000 km 128.000 km 128.000 km 128.000 km 128.000 km 128.000 km 128.000 km Kumulierte Reparatur- und Wartungs- 2.710,89 € 3.042,44 € 4.268,46 € 2.599,58 € 5.511,76 € 3.330,75 € 2.480,19 € kosten6 Ausfalltage insgesamt/bisher 1 Tag 7 Stunden 1 Tag 1 Tag 3 Stunden 1 Tag 8 Stunden 4 Tage 5 Stunden 2 Tage 5,5 Stunden Kalkulatorische Kostenpauschale f. 1.000 € 1.000 € 1.000 € 1.000 € 1.000 € 1.000 € 1.000 € Ausfalltag Jahreseinsatzzeit in Tagen 245 245 245 245 245 245 245 Kalkulation zeitabhängige Fahrzeugkosten7 Fixe Abschreibung (zeitabhängig) 47,943 € 48,973 € 45,871 € 45,952 € 57,952 € 47,095 € 46,442 € Kalkulatorische Zinsen Kaufpreis 8,320 € 7,952 € 7,330 € 7,891 € 8,650 € 7,740 € 7,860 € (1,50 %) Prüfungskosten (HU, SP etc.) 0,432 € 0,432 € 0,432 € 0,432 € 0,432 € 0,432 € 0,432 € Kfz-Steuer 2,269 € 2,269 € 2,269 € 2,269 € 2,269 € 2,269 € 2,269 € Kfz-/Transport-Versicherung 20,408 € 20,408 € 20,408 € 20,408 € 20,408 € 20,408 € 20,408 € Pauschale für Reinigung 10,000 € 10,000 € 10,000 € 10,000 € 10,000 € 10,000 € 10,000 € Kommunikationskosten 4,898 € 4,898 € 4,898 € 4,898 € 4,898 € 4,898 € 4,898 € Kalkulatorische Kosten Ausfalltage 2,890 € 1,633 € 2,171 € 3,069 € 7,429 € 3,265 € 0,898 € Summe fixe Kosten (pro Einsatztag) 97,16 € 96,56 € 93,38 € 94,92 € 112,04 € 96,11 € 93,21 € Summe fixe Kosten (pro Jahr) 24.893,17 € 24.284,76 € 23.701,76 € 24.409,76 € 30.205,76 € 24.772,26 € 23.324,46 € Fixe Kosten nach 30 Monaten 59.511,82 € 59.145,79 € 57.193,29 € 58.138,29 € 68.623,29 € 58.864,54 € 57.089,54 € Kalkulation leistungsabh. Fahrzeugkosten8 Betriebswirtschaftliche Afa 9,177 € 9,374 € 8,780 € 8,796 € 11,092 € 9,014 € 8,889 € Kraftstoffkosten 29,000 € 30,304 € 30,276 € 27,744 € 30,611 € 31,235 € 29,221 € Schmierstoffe, Öle 0,750 € 0,750 € 0,750 € 0,750 € 0,750 € 0,750 € 0,750 € Kosten Adblue 0,223 € 0,238 € 0,575 € 0,540 € 0,298 € 0,515 € 0,340 € Reparaturkosten 0,850 € 0,951 € 1,334 € 0,812 € 1,722 € 1,041 € 0,775 € Reifenkosten VA 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € Reifenkosten HA 2,663 € 2,663 € 2,663 € 2,663 € 2,663 € 2,663 € 2,663 € Reifenkosten NLA 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € 0,913 € Summe variable Kosten (pro 100 km) 44,48 € 46,10 € 46,20 € 43,13 € 48,96 € 47,04 € 44,46 € Summe variable Kosten (pro Jahr) 58.566,00 € 60.838,35 € 61.699,55 € 56.765,21 € 65.977,28 € 62.212,56 € 58.400,20 € Variable Kosten nach 30 Monaten 142.348,67 € 147.532,22 € 147.846,18 € 138.013,66 € 156.675,56 € 150.535,27 € 142.280,23 € Gesamtkosten nach 30 Monaten 201.860,49 € 208.078,01 € 205.039,46 € 196.151,95 € 225.298,84 € 209.399,80 € 199.369,76 € (320.000 km)9 Platzierung 3 5 4 1 7 6 2 Abrechnungszeitpunkt: 25. August 2016. 1 Einheitliche Laufleistung von 320.000 km als Berechnungsgrundlage. Die pauschalierte Laufleistung orientiert sich am niedrigsten Kilometerwert im Testfeld. 2 Aufbau neu pauschal 31.885 €. 3 Zu erwartender Verkaufspreis auf dem Gebrauchtmarkt, Abfrage am Markt durch Dekra, Stand: 30.07.2016, pauschale Laufleitung: 320.000 km, Aufbau pauschal mit 16.033,60 € bewertet. 4 Per Tankbelege berechnete Durchschnittswerte über die gesamte Laufzeit. 5 Für die vergangenen 30 Monate laut Deutschem Mineralölverband. 6 Nicht berücksichtigt sind Kosten, die durch Gewaltschäden entstanden sind. 7 Kosten pro Einsatztag. 8 Werte pro 100 km. 9 Werte in den Gesamtkosten sind teilweise zeit- bzw. kilometerabhängig. Bei den Reifen beispielsweise werden die Kosten für den aktuellen Satz komplett in die Gesamtkosten einbezogen, da mit dem Abverkauf des Fahrzeugs auch keine Restnutzung der Reifen möglich ist. wenngleich das der Spedition einiges Geld gespart hätte. Es wäre wohl auch Renault und MAN zupassgekommen, hätten Umbauten nach Testbeginn noch stattfinden dürfen. Der Renault T440 hat mit einer Hinterachsübersetzung von i = 2,64 in Kombination mit dem 440 PS starken 12,8-Liter-Motor die mit Abstand schlechtesten Diesel-Verbrauchswerte im Feld erzielt. 32,57 Liter stehen je 100 km am Testende zu Buche. Das sind 3,64 Liter mehr als beim Konzernbruder und Testsieger Volvo FH, der allerdings mit 1 : 2,5 übersetzt ins Rennen ging und dabei 469 PS unter der Hütte hatte. Renault hätte deswegen nach den ersten Auswertung wohl gerne noch an der Leistungsschraube gedreht und zudem eine längere Hinterachse verbaut. Beim MAN gibt es an der Konfiguration wenig zu mäkeln, allenfalls der 440er hätte ein 480er sein können, wenn zu Testbeginn nicht 450 PS plus/minus 20 PS Vorgabe gewesen wären. Aber auch mit 440 PS war der Lkw nicht zu schlechten Leistungen verdammt. Doch stand zu Testbeginn der vorausschauende Tempomat Efficient Cruise noch nicht im MAN-Regal. Wäre er erhältlich gewesen, hätte der Löwe vermutlich an die drei Prozent weniger Kraftstoff gebraucht, was auf 31,6 Liter pro 100 Kilometer fast einen Liter ausmacht. Was beim Lkw aus München zudem ins Gewicht fällt, sind die hohen Wartungskosten aufgrund kurzer Intervalle. In der Auflistung der Werkstatt-Aufwendungen (siehe eurotransport.de/taft) ist ersichtlich, dass der TGX 18.440 keine Reparaturkosten aufweist, die nicht auf Gewaltschäden zurückzuführen sind. Demnach summieren sich nahezu allein Inspektionskosten auf 3.042,44 Euro. Das ist ein höherer Betrag, als ihn manch anderes Fahrzeug samt Reparaturen über die gesamte Laufzeit zu verzeichnen hat. Neben dem niedrigen Verkaufswert auf dem Gebrauchtmarkt hatten am Ende auch beim Iveco Stralis die Wartungskosten ein Wörtchen mitzureden. Lagen diese bei der vorigen Auswertung noch bei 1.893,94 Euro, schließt der Italiener nach seiner zweiten, großen Wartung und einigen Reparaturen als Zweitteuerster in der Werkstattbilanz ab. Von Iveco (und anderen Testteilnehmern) oft angemahnt wurden die Dachklimaanlagen auf den Testfahrzeugen, die nach Ansicht der Industrie einen signifikanten Verbrauchsnachteil gegenüber dem Volvo FH verursachen, der konstruktionsbedingt keine Dach- 28,93 Liter VERBRAUCHT DER TESTSIEGER VOLVO FH 460 IM PRAXISBETRIEB BEI DER FIRMA FEHRENKÖTTER klimaanlage verbauen kann. Es war über den gesamten Testverlauf nicht möglich, eine Differenz wissenschaftlich nachzumessen. Ein vernünftiges Ergebnis wäre wohl nur im Windkanal zu erzielen. Als Reaktion hat trans a ktuell in der Industrie nachgefragt und mithilfe der Rückmeldungen einen Verbrauchsnachteil von drei Prozent in die Kalkulation eingearbeitet. Für MAN gibt es im Zuge dessen einen weiteren Verbrauchsbonus von zwei Prozent für eine automatische SAT-Anlage, die neben der Klimaanlage auf dem Dach prangt. In Summe rücken dadurch alle Fahrzeuge etwas näher zusammen, einen Platz nach vorn rücken kann indes durch dieses Rechenspiel keines der Fahrzeuge (siehe alternatives TCO-Ranking Seite 11). Das gilt auch für den Iveco, der selbst dann noch einen Abstand von rund 3.000 Euro zum davorliegenden Actros hat. Für Mercedes geht der trans aktuell-Fehrenkötter-Test mit einem dritten Platz zu Ende. In dieser Region hat sich das Fahrzeug die meiste Zeit aufgehalten. Anfänglich vor allem wegen des hohen Einstiegspreises, später kamen Ausfälle wegen defekter Batterien und einer Problems mit dem Turbolader hinzu. Zudem leidet der Actros, wie alle anderen Premiumprodukte, unter dem relativ kurzen Testzeitraum von 2,5 Jahren. In dieser Zeit kann er seine besonderen Qualitäten wie Wertstabilität und Haltbarkeit kaum ausspielen. Die größte Überraschung im Testfeld beschert der DAF XF. Kein anderes Fahrzeug hat so wenige Standzeiten zu verzeichnen. Gerade einmal 5,5 Stunden musste Fehrenkötter über die gesamte Laufzeit auf den Niederländer verzichten. Zudem war keiner günstiger bei den Reparatur- und Wartungskosten. Gäbe es einen Preis fürs zuverlässigste Fahrzeug, würde er dem DAF XF gebühren. Letztlich hat auch nicht viel zum Gesamtsieg gefehlt. Ein um 1.100 Euro niedrigerer Wert am Gebrauchtmarkt und 1,5 Liter mehr Diesel je 100 Kilometer haben den Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Platz ausgemacht. Gegen ihn war kein Kraut gewachsen: Der Volvo FH460 ist nach 2,5 Jahren mit Blick auf alle Kosten das günstigste Fahrzeug. Er ist in der Anschaffung mit 97.000 Euro nicht das günstigste Fahrzeug. Sein Restwert liegt mit 50.800 Euro ein gutes Stück hinter dem des Mercedes. In Sachen Werkstattkosten und Ausfalltage kommt er nicht gegen den DAF an. In Summe ist er aber mit 196.151,95 Euro die kostengünstigste Wahl für Joachim Fehrenkötter und seinen Fuhrpark. Selbst sein Verbrauchsvorteil gegenüber den anderen Lkw ist kaum der Rede wert beim erneuten Blick auf das alternative TCO-Ranking. Auch mit opulenten Verbrauchsboni laufen die Konkurrenten dem Schweden nicht den Rang ab. Wenn es um jeden Cent geht, ist der Volvo bei einer Haltedauer von 2,5 Jahren die beste Wahl für die Spedition Fehrenkötter. Text: Markus Braun | Fotos: Thomas Küppers
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