4 SONDERDRUCK AUS trans aktuell 19/23. September 2016 TRANS AKTUELL-FEHRENKÖTTER-TEST Kritik aufgeladen Ein Praxistest hat gegenüber einem Laborversuch zwar Schwächen, ist aber aussagekräftig DIE QUALITÄT DER FAHRER Die im Praxistest eingesetzten Fahrer standen immer in der Kritik der Hersteller. Fehrenkötter hat im Test allerdings nur Fahrer eingesetzt, die eine FleetboardNote von mindestens 9,3 haben und sich mit der Marke identifizieren, die sie fahren. Jeder Fahrer hat sein fest zugeordnetes Fahrzeug bekommen und vom jeweiligen Hersteller eine Einweisung sowie Fahrerschulungen. Das macht keinen zu einem Werksfahrer, aber hat alle auf ein ähnliches Niveau gehoben. Für Fehrenkötter selbst gab es nie Grund zur Kritik an den Fahrleistungen, was in der Praxis über 30 Monate für gute Leistungen der Männer hinterm Steuer spricht. Rege Diskussionen – bei einer Langzeitbetrachtung wie dem trans aktuell-Fehrenkötter-Test bringen sich alle Beteiligten mit Kritik und Anregungen ein. Die Test-Redaktion hat sich deswegen von Beginn an der Transparenz verschrieben und mit der Spedition, den Fahrzeugherstellern und Lesern alle Fragen intensiv diskutiert. Die wohl am häufigsten gestellte Frage ist die nach den Ladungsgewichten sowie dem aerodynamischen Verhalten der transportierten Güter. Es gibt bei der Spedition Fehrenkötter nur wenige Transporte, die einander gleichen. Vom Mercedes-BenzSprinter der 3,5-Tonnen-Klasse bis zur Krone-Landmaschine, die die Nutzlast des Lkw komplett ausreizt, ist alles dabei. Manches Ladegut hat Containerform und ist aerodynamisch einigermaßen optimal, andere Frachten dürften sich im Wind eher wie ein Bremsfallschirm verhalten. Am Ende glichen sich die unterschiedlichen Touren über die Laufzeit aus, betont Joachim Fehrenkötter immer wieder. Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen, aber in einem Test wähnen alle außer dem Erstplatzierten in solchen Dingen eine Übervorteilung. Deswegen hat sich Fehrenkötters Fuhrparkleiter Robert Theis die Mühe gemacht und für einen beliebig gewählten Zeitraum die Frachtpapiere ausgewertet nach Ladungstyp und -gewicht. Das Ergebnis war für die untersuchten drei Monate, dass alle Fahrzeuge alle Arten von Frachten transportiert haben. Die Tourenvarianz erlaubt es den Disponenten nicht, ein Fahrzeug für immer dieselbe Relation und dieselben Frachttypen einzusetzen. Alle Arten von Frachtgut Würde Theis sich heute hinsetzen und diese sehr aufwendige Auswertung für den gesamten Testzeitraum vornehmen, käme vermutlich heraus, dass alle sieben Lkw alle Arten von Frachten transportiert haben. Unterm Strich werden sich die durchschnittlichen Ladungsgewichte ähneln, mit Sicherheit aber nicht identisch sein. Würde ein Wissenschaftler versuchen, das aerodynamische Verhalten aller Frachten zu erfassen und auch dies zu mitteln, käme vermutlich auch für jeden Lkw ein geringfügig anderer Mittelwert heraus. So genügt die Verbrauchsbetrachtung zwar keinem wissenschaftlichen Anspruch. Aber sie spiegelt den Alltag der Spedition Fehrenkötter wider und zeigt auf, welcher Lkw sich unter den unterschiedlichen Einsatzbedingungen als der kostengünstigste erweist. Ein höherer Anspruch darf an einen Praxistest nicht gelegt werden. Selbst bei exakt gleichen Voraussetzungen, identischen Ladungen und einer festen Relation wäre es falsch, von einer wissenschaftlichen Betrachtung zu sprechen, weil auch dann nicht alle Einflussfaktoren auszublenden sind. Das schmälert die Aussagekraft eines solchen Tests für Fehrenkötter aber nicht. Die Betrachtungen funktionieren nach demselben Schema, wie auch sonst Fahrzeuge auf ihre Alltagstauglichkeit hin überprüft werden. Fehrenkötter beobachtet verschiedene Faktoren und entscheidet, ob der Lkw in die Flotte passt. Davon unterscheidet sich der Praxistest nur insofern, als dass Fehrenkötter seine Erkenntnisse mit den trans aktuell-Lesern teilt. Was das für andere Fuhrparks bedeutet, lässt sich dann in regen Diskussionen erörtern. Text: Markus Braun | Fotos: Thomas Küppers, Unternehmen TRANS AKTUELL-FEHRENKÖTTER-TEST 5 SONDERDRUCK AUS trans aktuell 19/23. September 2016 DAS SAGEN UNSERE LESER ZUM TRANS AKTUELL-FEHRENKÖTTER-TEST Roland Rüdinger Rüdinger Spedition „Mit Interesse verfolge ich den Praxistest und bin auf die Schlussbewertung gespannt. Schön ist der ungeschminkte Bericht, der die Stärken und Schwächen der Fahrzeuge aufzeigt.“ Karlhubert Dischinger, karldischinger Logistikdienstleister „Diese Serie fand ich spannend. Sie gibt Anregungen sowie Vergleichsmöglichkeiten zu unseren eigenen Erfahrungen. Bei passender Gelegenheit ist eine Wiederholung durchaus sinnvoll.“ Dr. Micha Alexander Lege, Wiedmann & Winz Ralf Nieß , Häffner „Der Test zeigt unabhängig von den Werbeaussagen der Hersteller, was Fahrzeuge leisten können. Genau dies macht ihn so wertvoll. Die Entscheidung für ein bestimmtes Fahrzeug ist bei uns – wie beim FehrenkötterTest geschehen – zunächst von einer TCO-Sichtweise geprägt. Aber auch weitere für uns wichtige Punkte werden durch den Test beleuchtet, wie Fahrerhauskonzept, beste Fahrzeugtechnik oder Zuverlässigkeit und dichte Serviceorganisation.“ „Ich habe den Test mit Interesse verfolgt. Allerdings ist er für unsere Firma nur bedingt verwertbar. Wir sind im Werksverkehr tätig und hier in der Regel mit Tagestouren im Verteilerverkehr. Für uns ist die Werkstatt vor Ort sehr wichtig. Abhängig von der Qualität dieser Werkstatt treffen wir je nach Angebot auch die Kaufentscheidung.“ FEHRENKÖTTERS KOLUMNE Sehr viel Licht, wenig Schatten Der Test der seinerzeit aktuellen Modelle aller sieben Hersteller, die in Deutschland Fernverkehrs-Lkw anbieten, geht zu Ende. Die Ergebnisse sind eindeutig und nachvollziehbar. Und doch stecken hinter den Zahlen weitere Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass der Scania sich unter Wert geschlagen hat. Wir hatten das Pech, dass wir in den zweifelhaften Genuss eines Montagsautos gekommen sind – jedenfalls was den Motor angeht. Aus unserer Sicht wurde das Problem viel zu spät durch Scania angegangen und behoben. Mit den Werten, die das Fahrzeug dann gezeigt hat, wäre einer der vorderen Plätzen drin gewesen. Sehr angenehm überrascht waren wir von der Top-Qualität des Iveco. Hier scheint sich in den letzten Jahren eine Menge im Hinblick auf die Verarbeitungsqualität getan zu haben. Das Fahrzeug ist robust, sparsam und sehr zuverlässig. Dass der DAF so weit vorne gelandet ist, hat uns am wenigsten überrascht. Das Fahrzeug ist solide und sparsam, so kannten wir die Marke bisher auch im Fuhrpark. Dazu ist es ein echtes Fahrer-Auto. Der Mercedes-Benz Actros hat sich gut geschlagen, auch wenn wir aus unserer Flotte wissen, dass es noch besser geht. Auch sind die TCO bei uns im Fuhrpark noch mal deutlich niedriger. Vor allem wenn die Kilometerstände weit über 600.000 gehen, lässt der Actros andere Hersteller hinter sich. Der MAN ist ein grundsolides Auto und hat sich sehr unauffällig im Test gezeigt. Leider kann der etwas in die Jahre gekommene TGX sich gegen die starke Konkurrenz nicht mehr durchsetzen. Es hätte wohl der 480-PS-Motor sein müssen, damit der MAN bei den Verbrauchswerten weiter vorne gelegen hätte. Die Fahrer mögen das Fahrzeug. Der Renault hat uns sehr enttäuscht. Aus dem vorigen Test waren wir positiv gestimmt, dass hier einer der vorderen Plätze erreicht werden könnte. Die Neukonstruktion zeigt doch einige Schwächen in Bedienung und Wartung. Ferner konnte unser T-Modell beim Verbrauch nicht mithalten. Das Siegerfahrzeug hat in unserem Fuhrpark auf ganzer Linie überzeugt. Neben den tollen Verbrauchswerten zeigt sich eine Solidität, wie wir das an weiteren Fahrzeugen der Marke bei uns auch bereits feststellen durften. Darüber hinaus ist der Volvo FH ein echtes Fahrer-Auto, in dem viele Details wirklich durchdacht sind und dem Fahrer das Leben leichter machen. Was ist nun die Botschaft von uns an andere Fuhrp arkbetreib er? Mit dem Test eines einzelnen Fahrzeugs zeigen sich Tendenzen, aber keine allgemein gültigen Empfehlungen für die Fahrzeugbeschaffung. Wir können jedem raten, selber solche Tests intern durchzuführen. Uns hat der Test viel Klarheit für die Fuhrparkstrategie der nächsten Jahre gebracht.
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