[ 2 ] TITEL | Volvo FM 11 410 Light Concept Das schlanke Wesen, man sieht‘s ihm erst einmal kaum an. Klar, es fehlen die Spoiler. Aber wer braucht so etwas schon für Tank- und Silotransporte? Sodann: Allzu üppig sind die Trittflächen im Hinterhof der Kabine nicht, auf denen der Fahrerfuß Spielraum vorfindet. Doch als Hungerkünstler tritt der gewichtsoptimierte FM in dieser Hinsicht bestimmt nicht auf. Die Fläche zwischen den Rahmenlängsträgern ist sozusagen voll überdacht. Zur Rechten hängt eh das Trio aus 330-Liter-Diesel- sowie 64-Liter-AdBluetank samt Abgasfabrik. Und zur Linken, wo zwei Stufen aufs Hinterhofplateau hinaufführen, klafft zwar zwischen Kabinenrücken und Auflieger eine ersatzradfreie Lücke, doch zieht sich trittfestes Riffelblech zumindest direkt hinterm Fahrerhaus bis vor an die linke Flanke. nommen, zeigt sich zudem: Da liegt die Stärke nun bei 6,0 statt der sonst üblichen 7,0 oder 8,0 Millimeter: Macht unterm Strich gut und gern 80 Kilogramm, die sich so sparen lassen. Mal kurz ins Gebälk hinter den vorderen Rädern gelinst: Aha, da sitzt – klassisches Mittel – die einblättrige Parabelfeder. Macht nochmal 24 Kilogramm weniger als sonst. Klar, dass für solche Zwecke auch beim Motor nicht nach den Sternen gegriffen wird. Elf Liter müssen dem Light-FM reichen. Wobei dieses Motörchen ein Kapitel für sich ist. In Euro 6 wiegt er nur 73 Kilogramm mehr als sein Vorgänger in Euro 5. Hoch- interessant ist das Arrangement, das Volvo für ihn getroffen hat und den Grundmotor ohne Abgasfabrik sogar rund 75 Kilogramm leichter machen als seinen Vorgänger. Exakt 975 Kilogramm gibt Volvo als Grundgewicht für die Maschine an, die mit all den Euro-6-Komponenten wie SCR-Kat, Partikelfilter, Fast schon kurios ist die Geschichte, die das Aggregat durchlebt hat. Einst von Renault als allererster Common-Rail-Motor im schweren Lkw gebracht, trimmte Volvo den Reihensechszylinder schnell auf die hauseigene Pumpe-Düse-Linie, sobald die Franzosen Teil des Konzerns ge- Fast schon kurios ist die Geschichte, die das Aggregat durchlebt hat. Oxikat und Ammonium-Sperrkat dann noch einmal 130 Kilogramm mehr auf die Waage bringt. worden waren. Jetzt, in Euro 6, kommt die Elflitermaschine auf einmal aber wieder mit Common-Rail-Technik daher, wäh- Sonst aber sieht alles erst einmal nach vollem Programm aus. Dafür steht ganz prominent das schwedentest-geprüfte Hochdach-Stahlfahrerhaus namens Globetrotter, seines Zeichens gleich einmal 2,50 Meter breit und außen gerade mal gut 3,2 Meter hoch. Dafür steht ferner die zwillingsbereifte Hinterachse. Den Super Single im Heck sucht man bei Volvo vergebens. Und die Kompromisse, mit denen Volvo das Leergewicht dieses FM ohne Fahrer und mit vollen Tanks auf beachtlich niedrige 6.500 Kilogramm drückt, die erblickt das Auge erst bei genauerem Hinschauen. Leichtmetall zum Beispiel schimmert allerorten durch. Das fängt bei den Alufelgen an, setzt sich über die Riffelstufen beim hinteren Aufstieg fort und hört bei einem Galgen aus dem gleichen Material noch gar nicht auf. Denn auch die Luftkessel des FM light blinken in jenem hellen Silberton, das Aluminium hervorbringt. Den Rahmen genauer ins Visier ge- 1 3 1 Leichtmetall verbaut Volvo selbst noch bei den Luftkesseln. 2 Auch der Anschlussgalgen besteht aus Aluminium. 3 Typisch Tank-Silo: EinblattParabelfeder vorn. 4 Die Globetrotter-Kabine des FM ist recht geräumig ge- 2 schnitten. 5 5 In nur 1.245 Millimeter Höhe erwartet den Fahrer der Kabinenboden. 4 lastauto omnibus 1-2/2016 TITEL | Volvo FM 11 410 Light Concept [ 3 ] 12 3 4 1 A uch die Instrumententafel des FM steht im Zeichen gekonnten Minimalismus. 2 D er Schalterblock zur Rechten dürfte gern näher am Fahrer sein. 3 K lein, aber fein: Mittenablage auf den Armaturen. 4 N icht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist die Schaltkonsole direkt am Sitz. rend der große Bruder mit 13 Liter Hubraum noch immer mit Pumpe-Düse-Elementen vorlieb nehmen muss. Was die Beatmung dieses Aggregats angeht, greift Volvo zu einem Turbo mit Wastegate. Insgesamt handelt es sich um eine Art verkappte SCR-only-Lösung. Marschiert dieser Motor doch insofern wieder ganz im Gleichschritt mit dem zwei Liter größeren D13, als dass er die ungekühlte Abgasrückführung hauptsächlich nur dafür hernimmt, die Abgastemperatur im Verein mit zusätzlicher Dieseleinspritzung (per siebten Injektor) mundgerecht für SCR & Co auf Trab zu bringen, falls die Last dafür nicht ausreicht. Was der Fuhre Beine macht, ist im Fall der 410-PS-Variante des exakt 10,8 Liter großen Reihensechszylinders ein maximales Drehmoment von 1.950 Nm, das der Motor von 950 Touren an rausrückt und bis auf die Höhe von 1.400/min zu halten imstande ist. Da klingt es verlockend, zu jener besonders lang übersetzten Hinterachse aus der RSS1344-Familie zu greifen, bei der das Zusammenspiel von Kegel- und Tellerrad den gewaltig niedrigen Wert von 2,31 ergibt. Doch selbst mit Bereifung 315/70 R 22,5 und im Verein mit Direktgang-I-Shift würden sich damit auf der Autobahn bei Tempo 85 km/h gerade mal noch 1.060 Touren einstellen, mit denen der FM an Steigungen so arg viel nicht mehr reißt. Und: Der erste Gang fiele dann mit knapp zehn km/h bei 1.800/min schon so lang aus, dass Anfahren respektive Rangieren weder Spaß machen noch eine sonderlich kupplungsverträgliche Angelegenheit wären. Volvo FM 11 410 Light Concept MOTOR Wassergekühlter Reihensechszylinder (D11K 410) mit Turboaufladung (starrer Turbo mit Wastegate) und Ladeluftkühlung; Common-Rail-Einspritzung, max. Einspritzdruck bis 2.400 bar, Euro 6 per SCR-Kat, AGR und DPF Bohrung/Hub 123/152 mm Hubraum 10.800 cm3 Leistung 410 PS (302 kW) bei 1.800/min Drehmoment 1.950 Nm bei 950–1.400/min Motorgewicht 975 kg befüllt KRAFTÜBERTRAGUNG Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung mit Druckluftunterstützung, 430 mm Durchmesser Getriebe: Volvo I-Shift AT2612E (Dreigang-Hauptgetriebe mit Range- und Splitgruppe), 12 Vorwärts-, vier Rückwärtsgänge Gänge, Spreizung 14,94 (14,94 zu 1,00) Achsen: 7,1-Tonnen-Vorderachse, 13,0 Tonnen-Hypoid-Hinterachse mit Differenzialsperre, Achsübersetzung 2,64 zu 1 = 126,5 km/h) Fahrwerk: Einblatt-Parabelfederung vorn, Vierbalg-Luftfederung hinten, Scheibenbremsen an allen Achsen, Bereifung 315/70 R 22,5 rundum ABMESSUNGEN UND GEWICHTE Fahrerhaus (außen) L x B x H Innenhöhe Fahrerhaus max. Radstand Leergewicht fahrfertig* zul. Achslasten vorne/hinten Nutzlast Zul. Gesamtgewicht 2.235 x 2.490 x 3.231 mm 1.960 mm 3.600 mm 6.500 kg 7.100/13.000 kg 11.500 kg 18.000 kg *mit vollem 330-Liter Dieseltank und vollem 64-Liter-Adblue-Tank, ohne Fahrer 1 1 A blagen rund ums Bett gibt es in ordentlicher Zahl. 2 D ie Außenstaufächer sind nicht üppig. 3 T ypisch Volvo ist der mittige Einzug bei den Stirnschränken. 23 lastauto omnibus 1-2/2016
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