[ 4 ] TITEL | Volvo FM 11 410 Light Concept Zudem: Auf der Landstraße (810/min im höchsten Gang bei 65 km/h) wäre der elfte Gang sozusagen zwingend. Und da Volvo auch nur den Bereich zwischen 1.100- und 1.350/min als besonders verbrauchsgünstig ausweist, kommen als praxisgerechte Hinterachsübersetzungen am ehesten die Varianten 2,64 (wie im Testfahrzeug verbaut) oder 2,85 in Frage. Die kürzere der beiden Übersetzungen (2,85) hat gut 1.300 Touren bei 85 km/h zur Folge und ist von eher universeller Natur: Kann mit einem anfahr- und rangierfreundlicheren ersten Gang punkten, der es auf 7,8 km/h bei 1.800 Touren bringt. Vorteil dabei: Über die Landstraße schnürt der FM mit knapp 1.000 Umdrehungen auf der Uhr, hat also noch einiges zuzulegen und bewegt sich nur knapp unterhalb des optimalen Drehzahlbands. Die längere Variante (2,64) eignet sich besonders für Langstrecken und senkt das Autobahn-Drehzahlniveau um ungefähr sieben Prozent auf 1.200/min, belässt die Endgeschwindigkeit des ersten Gangs aber immer noch bei einem Wert von rund 8,5 km/h. Das spart auf der Autobahn den einen oder anderen Tropfen Sprit, zwingt auf der Landstraße allerdings schnell in den weniger wirtschaftlichen elften Gang. Nur noch mit 925 Touren dreht der D11 dann bei 65 km/h und hat damit den Bereich der optimalen Drehzahl weit und den des maximalen Drehmoments knapp hinter sich gelassen. Wellig sollte die Piste dann schon nicht mehr werden. Grob darf sie sich so oder so aber ruhig gebärden, sofern wie im hier gefahrenen FM die elektrisch unterstütze Lenkung Volvo Dynamic Steering eingebaut ist. Von all der leicht zappeligen Note, die sonst bei Einblatt-Parabelfedern vorn nur zu gern auftritt, ist mit Dynamic Steering nicht mehr das Geringste zu spüren. Selbst mit schwappfreudiger Teilbeladung zieht der Tankzug wie auf Schienen seine Bahn und erfreut durch einen Geradeauslauf, der vorbildlich ist. Das Famose an dieser mit Elektromotor und Hydraulikgetriebe arbeitenden Lenkung ist, dass sie rund 2.000 Mal pro Sekunde die Ohren auf das spitzt, was alles so von draußen reinkommt. Und dann eben blitzschnell im wahrsten Sinn des Wortes gegensteuern kann, was die sonst allfälligen und in Lenkung wie Fahrwerk übertragenen Irritationen weitgehend neutralisiert. Das gilt für Schlaglöcher ebenso wie für Seitenwind. Und selbst auf glatter und windstiller Bahn gibt es mit Dynamic Steering weniger zu korrigieren als sonst: „Zugdriftkompensation“ nennt Volvo jene weitere Eigenart dieser Lenkung, die Seitenneigung der Bahn berechnen und das daraus resultierende Driften kompensieren zu können. Da der Elektromotor zudem bei langsamer Fahrt sozusagen als zusätzlicher Servo fungiert und die Lenkkräfte erheblich reduziert, bringt Dynamic Steering auch überall dort Vorteile, wo‘s eng zugeht und kräftig zu kurbeln gilt. Besonders hilfreich – aber anfangs gewöhnungsbedürftig – ist beim Rangieren darüber hinaus, dass das Lenkrad auch im Rückwärtsgang von selbst in Mittellage zurückkehrt, sobald das Lenkrad losgelassen wird. Steht der Zug gestreckt und gerade, hält Dynamic Steering diese Mittellage sogar so exakt, dass die Fuhre eine beachtliche Strecke bolzgerade ohne Lenkeingriff im Krebsgang zurücklegen kann. Gerade für Tankwagen, die oft im Gewühle und unter beengten Verhältnissen unterwegs sind, empfiehlt sich der FM mit noch einer Finesse. Die Rede ist von der sogenannten Volvo-Spurwechselunterstützung, die per Radar checkt, ob die Luft beifahrerseitig rein ist. Beim Ran- Die fliehende Stirn unterscheidet den FM deutlich vom neuen FH. gieren ist das System zwar keine Hilfe, da es erst ab 35 km/h aktiv wird. Dann aber warnt es, sobald der Blinker aktiviert wird, falls sich rechts vom Fahrzeug etwa ein Pkw im toten Winkel tummelt. Wer viel ein- und auszusteigen hat, der wird am Volvo FM nicht zuletzt den sehr niedrigen Einstieg schätzen. Über gerade mal zwei Stufen geht‘s unkompliziert hinein in die gute Stube mit immerhin maximal 1.960 Millimeter Stehhöhe., Der Kabinenboden liegt in nur 1.245 Millimeter Höhe. Dort angekommen, umgeben den Fahrer immerhin 7,7 Kubikmeter umbauter Raum, reckt sich der Motortunnel allerdings auch satte 450 Millimeter empor. Was den Außenstaufächern an Volumen fehlt (insgesamt nur 255 Liter), macht das optionale, aber erschwingliche Rückwandmodul mit seinen zusätzlichen 225 Li- ter Stauraum wieder wett. Sonst immer etwas im Schat- ten des großen FH, kann der Volvo FM also doch mit einigen ungewöhnlichen Facetten über- raschen. Was er nicht alles unter einen Hut bringt: Beim Eigenge- wicht ist er ein Zwerg und bie- tet doch eine geräumige Kabi- ne. Die wiederum glänzt mit nahverkehrstauglichem Ein- stieg und kann trotzdem mit einigen Langstreckenqualitä- ten dienen. Bei der Nutzlast tritt er schließlich als Riese an, der beim Fahrverhalten – vor allem dank Dynamic Steering – vor- nehm in sich ruht und Manie- ren hat wie kein zweiter seiner abgespeckten Art. ◼ Impressum: Sonderdruck aus lastauto omnibus 1-2/2016 von ETMservices – Ein Geschäftsbereich des ETM Verlags Verantwortlich: Stephanie Steck, Telefon (07 11) 7 84 98-12 · www.etmservices.de lastauto omnibus 1-2/2016
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