TEST UND TECHNIK VOLVO FH 460 LNG VS. VOLVO FH16 750 LNG-Kollege begnügt sich allein mit der VEB+-Motorbremse, die, sensationell für ei- nen Gas-Truck, stattliche 375 kW Bremsleis- tung im Köcher hat – da kann nicht mal der neue Scania-Diesel mithalten. In Villach steht der erste Einkehrschwung an. Beim örtlichen Volvo-Händler Peissl treffen wir den Kärntner Erdbewegungsunterneh- mer Markus Feichtinger. Der überzeugte Volvo-Kunde und sein Cheffahrer Markus Edlinger haben das Schmuckstück aus ih- rem 35-Truck-Fuhrpark dabei, einen 750er- Volvo-Dreiachser in knallrotem Lackkleid. „Gurke“ heißt das durchgestylte Schmuck- stück, keineswegs wegen mangelnder Leis- tung, sondern weil er wie seine Besitzer aus dem Kärntner Gurktal stammt. Hart arbeiten muss dieser FH16 750 nur selten, er muss glänzen – wie die Augen seiner Besitzer. Am nächsten Tag startet das Volvo-Duo weiter Richtung Italien. Die Steigungen werden ge- mäßigter, die beiden lang übersetzten Zug- maschinen kommen mit schnellem Durch- schnittstempo voran in Richtung Triest. Nur bei den engen Mautspuren muss das Tempo raus. Das präzise Anpeilen der Fahrspur klappt dank der recht gefühlvollen Volvo- Dynamic-Steering-(VDS-)Lenkung gerade an kniffligen Zahlstellen hervorragend. Die feine Lenkung bietet viel: Neben einem Rückführungsmodus bei Kursabweichung lassen sich die elektromotorische Unterstüt- zung und das Rückstellmoment ganz nach Fahrerwunsch von zart bis hart einstellen. Die elektrohydraulische Lenkung trägt auch maßgeblich zum hohen Komfort am Volvo- Arbeitsplatz bei. Klares Design, übersichtli- che Displays, die nun auch digital dem eige- nen Geschmack angepasst werden können, und viele praktische Details sorgen für einen hochwertigen Wohlfühlarbeitsplatz ohne Plüsch- und Plastikfeeling. Es gibt wenig überraschendes Design, dafür aber durch- gängig ergonomisch ausgereifte Lösungen – vom Stoßstangenauftritt bis zur Dachluke. Irgendwie schafft es Volvo immer, seine Lkw 1 vergleichsweise zeitlos zu gestalten mit dem typisch soliden Schweden-Touch. Im FH16 überträgt sich diese Gelassenheit unmittelbar auf den Fahrer. Kein Wunder. Mit so viel Leistung und 1.040 Liter gebun- kertem Diesel an Bord möchte man schein- bar ewig mit dem Kögel-Trailer im Schlepp dahinbollern. Ein waches Auge auf die Tankanzeige hat dagegen der Gasmann im 460er-LNG. Weil die LNG-Tankstellen- Dichte hier im nordöstlichen Italien noch so löchrig ist wie die Netze der Adriafischer, steuern wir sicherheitshalber bereits in Udi- ne die nächste Station an. Guiseppe, der freundliche Tankwart an der gerade erst eröffneten Repsol-Tankstelle, lässt es sich nicht nehmen, persönlich den FH mit LNG zu beschicken. Trotz mehr fachen Hinweises darauf, dass der Volvo im Gegensatz zum Iveco das „kalte“ LNG braucht, um sich optimal befüllen zu lassen, drückt der freundliche Wart aufs falsche Knöpfchen und lässt den Volvo nur teilbe- tankt zurück auf die Straße. Wobei der Mann am 460er-Steuer schwört, bei den Verhand- lungen für die tiefkalte Gasbefüllung niemals 3 4 4 FERNFAHRER 6 I 2022
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